Dir. Dr.-Ing. (chem.) Walter Thiel im Alter von 30 Jahren (1940)
(Quelle des Fotos: Privatbesitz Familie Thiel)
Thiels Leben in Stichpunkten:
1910 | 3. März: Geburt von Walter Erich Oskar Thiel als zweiter Sohn der Eheleute Oskar und Elsa Thiel (geb. Prinz) auf der Adalbertstraße in der schlesischen Stadt Breslau |
1929 | Abitur in allen Fächern mit "sehr gut" Aufnahme an die Technische Hochschule zu Breslau in der Fakultät für Stoffwirtschaft, Fachrichtung Chemie |
1932 | Aufnahme als Mitglied in die "Studienstiftung des Deutschen Volkes" |
1933 | Wintersemester: Diplom-Hauptprüfung zum Dipl.-Ing. (chem.) in allen sieben Fächern mit "sehr gut" abgelegt |
1934 | Dissertation: „Über die Addition von Verbindungen mit stark polarer Kohlenstoff-Halogenbindung an ungesättigte Kohlen-Wasserstoffe“ 15. April bis 15. Mai: planmäßiger Assistent im Organisch-Chemischen Institut der TH Breslau bei Prof. Straus (Korefernt Prof. Ruff) 15. April bis 31. August: außerplanmäßiger Assistent am I. Chemischen Institut der Universität Berlin (Thiel folgt seinem verehrten Prof. Straus nach Berlin) 08. November: mündliche Prüfung in Breslau |
Ende 1934 oder Anfang 1935 | Thiel beginnt als Referent in der Forschungsabteilung des Heereswaffenamt am Institut von Prof. Erich Schumann, Berlin Das Institut testet auf der Versuchsstelle Kummerdorf-Ost seine Entwicklungen Thiel begründete gemeinsam mit seinem Kollegen Glimm die Arbeitsrichtung „Erforschung der Brennvorgänge in Flüssigkeitsraketen“; beide entwickelten die ersten Betonprüfstände in Kummersdorf-Ost Dornberger arbeitet mit seinem Team, u.a. Wernher von Braun und Klaus Riedel, auf der Versuchsstelle Kummersdorf-West |
1935 | 1. Oktober: Eheschließung vor dem Standesamt Berlin-Charlottenburg mit der Stenotypistin (Büroangestellte) Elfriede Martha Strohwald, geb. 04.12.1911 in Breslau |
1936 | 14. März: Geburt der Tochter Sigrid 4. August bis 2. Oktober: Einberufung als Funker in Magdeburg (3./W.A. 13) Herbst, Berufung als leitender Prüffeld-Ingenieur und Triebwerksreferenz in die Heeresversuchsstelle für Entwicklung von Flüssigkeitsraketen in Kummersdorf-West bei Berlin |
1937 | 21. April: Thiel formuliert die Abhandlung „Empirische und theoretische Grundlagen zur Neuberechnung von Öfen und
Versuchsdaten, Schießplatz Kummersdorf Vers. West.“ Thiel zeigt darin Neuerungen für das Triebwerk auf, was zu entscheidenden und wichtigen Änderungen führt |
1940 | Sommer: Thiel und das Triebwerksentwicklungsteam ziehen von Kummersdorf nach Peenemünde Viele neue Wissenschaftler und Ingenieure werden rekrutiert, um die Entwicklung des A4 schneller voran zu treiben Familie Thiel bezieht in der Karlshagener Wohnsiedlung eine große Neubauwohnung auf der Hindenburgstraße 56 |
1941 | 5. September: Geburt des Sohnes Siegfried |
1942 | 3. Oktober: erster erfolgreicher Start einer A4-Rakete |
1943 | 17. August: Thiel kündigt, er möchte seine Anerkennungszeit für eine
Professur an einer Universiät absolvieren (seine schriftliche Arbeit
liegt bereits vor); Dornberger lehnt die Kündigung ab In der Nacht vom 17. auf den 18. August: Familie Thiel verstirbt beim Bombenangriff der Royal Air Force (Operation Hydra) in Karlshagen bei Peenemünde |
1944 | 29. Oktober: nachträgliche Verleihung des Ritterkreuzes des Kriegsverdienstkreuzes mit Schwertern, Deutsches Kreuz in Silber |
1970 | Ein Mondkrater wird nach Walter Thiel benannt |
1976 | Thiel wird in die "Space Hall of Fame" des New Mexico Museum of Space History, Alamogordo, New Mexico, USA, aufgenommen. |
Thiels Verhältnis zum nationalsozialistischen Gedankengut ist nicht bekannt. Er wird aber parteikonform und dem System gegenüber loyal gewesen sein. Es existiert ein Foto mit Parteiabzeichen im Privatarchiv der Familie Thiel, was das bestätigt. Wann Walter Thiel Mitglied der NSDAP wurde, ist nicht bekannt, da seine NSDAP-Karte im Bundesarchiv nicht auffindbar ist. Vermutlich ist er spätestens 1940 der NSDAP beigetreten.
SS-Mitglied war er nach Recherchen im Bundesarchiv Berlin nicht. Es liegen auch keine Hinweise, wie Fotos, Briefe oder ähnliches darüber vor.